Psychosoziale Auswirkungen

Experten warnen entschieden vor zu früher oder zu intensiver Nutzung digitaler Medien durch Kinder und Jugendliche.

Zitat

Prof. Manfred Spitzer arbeitet in seinem Buch „Digitale Demenz“ den Forschungsstand zu Kindern und digitalen Medien auf.
Seine Quintessenz fasst er im Magazin Wirtschaft der IHK Stuttgart Ausgabe 05.2013 (PDF, 203 KB; veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der IHK Stuttgart) zusammen:

 

„Digitale Informationstechnik ist Teil des modernen Lebens: Schon Kinder kaufen im Internet, spielen an der Konsole, plaudern über Facebook mit Freunden und machen mit Google ihre Hausaufgaben. Deswegen könne man den richtigen Umgang mit den digitalen Medien nicht früh genug lernen.

Kleinkinder mit Smartphones

Diese Ansicht entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als schwerer Irrtum. Kinder sind keine Erwachsenen. Ihre besonders lernfähigen Gehirne brauchen bestimmte Erfahrungen, um Verbindungen zwischen Nervenzellen im Gehirn überhaupt erst bilden zu können.

Betrachten wir Beispiele aus der experimentellen Psychologie und der Gehirnforschung: Wer sprechen lernt, braucht den Umgang mit sprechenden Menschen. Sitzen kleine Kinder hingegen von Bildschirmen und Lautsprechern, bleiben sie in ihrer Sprachentwicklung zurück. Wer Kinder im Vorschulalter mathematisch besonders fördern will, der sollte Fingerspiele mit ihnen machen, denn Zahlen werden vom Gehirn über die Finger erworben, nicht durch Daddeln an einem iPad. Und wer handschriftlich Inhalte aufschreibt, verankert sie tiefer als wer nur auf einer Tastatur tippt.

Zugleich wissen wir aus der Bildungsforschung: Wer schon als Kleinkind viel Zeit vor Bildschirmmedien verbringt, zeigt in der Grundschule vermehrt Störungen bei der Sprachentwicklung sowie Aufmerksamkeitsstörungen.

Eine Playstation im Grundschulalter verursacht nachweislich schlechte Noten im Lesen und Schreiben, und ein Computer im Jugendzimmer wirkt sich negativ auf die Schulleistungen aus. Hinzu kommt die Suchtgefahr, denn Computerspiele sind programmiert, um Sucht zu erzeugen.

Aus medizinischer Sicht haben Computer auch Risiken und Nebenwirkungen. Daher ist besorgniserregend, dass Kinder heute täglich mehr Zeit mit elektronischen Medien verbringen als in der Schule.“

Quellen

Titelseite der Veröffentlichung "Digital und kabellos lernen" von Diagnose-Funk e.V.Digital und kabellos lernen – Faszination mit Nebenwirkungen: PDF (251 KB) – Bestellmöglichkeit
Titelseite der Veröffentlichung "Digitalismus" von Diagnose-Funk e.V.Digitalismus: Gefangen und manipuliert im mobilen Dauerstress. Einige Auswirkungen von Industrie 4.0. auf Privatsphäre, Psyche und Gesundheit: PDF (251 KB) – Bestellmöglichkeit

Diagnose-Funk: kompakt 03-04/2014Kinder und Mobilfunk – die vierfache Falle: Big Data – Konsumrausch – Digitale Demenz – Elektrosmog: PDF, 1,1 MB
Diagnose-Funk: brennpunkt FOMO und Digitale Demenz

FOMO, Digitale Demenz und unser gefährliches Experiment: PDF, 509 KB – Bestellmöglichkeit

Artikel aus dem MinD-Magazin 106Dumm und faul dank Smartphone? Wie Denkstile und die Suche nach Informationen zusammenhängen (PDF, 283 KB)

Risiken der Sozialisation von Kindern und Jugendlichen durch digitale Medien – Vortrag von Peter Hensinger (PDF, 199 KB)

Schülerinnen mit Smartphones

„Von Dichtern und Denkern zu Klickern und Wischern“ – Ein Artikel der Bayerischen Staatszeitung (PDF, 418 KB)

Evolution: Vom Menschen zum Smartphone-Affen

Kopf mit Fragezeichen
Manfred Spitzer antwortet Kritikern (Webseite) –

die Dokumente im Einzelnen:

Digital genial? Mit dem „Ende der Kreidezeit“ bleibt das Denken auf der Strecke (PDF, 748 KB)

Helicopter-Eltern (PDF, 83 KB)

Vortrag „Digitale Demenz“ von Prof. Manfred Spitzer an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (Youtube-Video mit weiteren Links)

Was das Handy kann, bietet ein geübter Geist auch (Ostthüringer Zeitung 11.06.2015)

Studie: Frühzeitige Smartphone-Nutzung hemmt die Entwicklung von Kindern (Webseite)

Mainzer Studie: Internetkonsum stört Bindungsfähigkeit Jugendlicher zu Gleichaltrigen (Webseite)

rbb-Magazin „ozon“: Suchtfalle Smartphone – Chancen und Gefahren des Internets (Webseite)

Aktiv gegen Mediensucht e.V. (Webseite)

Medienratgeber für Eltern (Webseite)

Smartphone lenkt Spielkameraden ab

Jugendliche mit Smartphones und Tablet
„Jugend 3.0 – abgetaucht nach Digitalien?“:
Webseite der Techniker-Krankenkasse – Youtube-Video

Cartoon als Weckruf gegen Handy-Sucht (euronews 04.06.2015, mit Video)

„Wir sind alle längst im Netz verfangen“: Kölnische Rundschau zur Mediensucht (29.04.2015)

MOPO-Reporter probiert es aus: Bin ich Handy-süchtig? (Webseite)

So stark lenken Handy, Navi und Co. beim Fahren ab (Webseite)

Buchempfehlungen

Manfred Spitzer: Digitale DemenzManfred Spitzer: Digitale Demenz – Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (Webseite)
Paula Bleckmann: MedienmündigPaula Bleckmann: Medienmündig – Wie unsere Kinder selbstbestimmt mit dem Bildschirm umgehen lernen (Webseite)

Gerald Lembke/Ingo Leipner: Die Lüge der digitalen BildungGerald Lembke/Ingo Leipner: Die Lüge der digitalen Bildung (Webseite)
Tagungsband zum Kongress „Digitale Medien – Faszination mit Nebenwirkungen“Tagungsband zum Kongress „Digitale Medien – Faszination mit Nebenwirkungen“ 2013: Webseite – Bestellmöglichkeit

Flyer- und Literaturübersicht „Medienkompetenz“ der Johannes-Schule Berlin (Webseite)
Liste weiterer Bücher (Webseite)

Positivbeispiele

Schülertest: Vier Wochen ohne Handy (Merkur Online 15.04.2015)

Handys sind in den Schulen unerwünscht (baden online 01.06.2015)

Lehrer installiert Handy-Störsender an Schule (Die Welt 07.06.2015, mit Angaben zur Leistungssteigerung bei Handyverzicht)

Holzschild mit Schrift "Ich bin offline" in einer Blumenwiese