Wissenschaftliche Diskussion

Die Behauptung, Gesundheitsschäden durch Mobilfunk und andere Hochfrequenzanwendungen seien nicht bekannt, widerspricht dem Stand der unabhängigen Wissenschaft:

Mehrere Tausend Studien über vier Jahrzehnte weisen auf ernsthafte biologische Auswirkungen und gesundheitliche Schäden durch elektromagnetische Felder und Hochfrequenzstrahlung hin.

Eine Auswahl solcher Studien zeigt die Studiendatenbank emfdata.org .

Papierstapel


Lupe
Es lässt sich ein Muster beobachten:

Nachdem eine unabhängig finanzierte Studie biologische Effekte gefunden hat, gibt die Mobilfunkindustrie eine oder mehrere „Gegenstudien“ in Auftrag, die keinen Zusammenhang finden. Staatliche Strahlenschützer ziehen dann daraus den Schluss, nachteilige Auswirkungen seien nicht bewiesen.

Dabei sind noch so viele Gegenstudien kein Beweis dafür, dass die ursprüngliche Untersuchung falsch war: Der Verlauf physikalischer und biologischer Laborversuche hängt häufig von vielen Umgebungsparametern ab, von denen manche den experimentierenden Forschern möglicherweise (noch) gar nicht bekannt sind. Die Gegenstudien können deshalb nicht als exakte Reproduktion der ursprünglichen Untersuchung gelten.


Eine Übersicht von Prof. Henry Lai und Dr. Louis Slesin über Studienergebnisse zur Erbgutschädigung zeigt eine auffallende Parallelität zwischen der Rolle des Geldgebers und dem vorherrschenden Ergebnis:

Übersicht von Prof. Henry Lai und Dr. Louis Slesin zur Abhängigkeit von Studienergebnissen zur Erbgutschädigung vom Geldgeber
siehe hierzu „DNA bricht je nach Sponsor“: Webseite 1Webseite 2PDF (225 KB)


Die Behauptung, Gesundheitsschäden seien „nicht nachgewiesen“, stützt sich zudem auf eine naturwissenschaftlich-fachspezifische Verwendung des Begriffs „Nachweis“:

Danach ist ein Effekt erst nachgewiesen, wenn auch ein Wirk(ungs)mechanismus bekannt ist, der aufzeigt, wie die Schädigung passiert.

Unabhängige Fachwissenschaftler haben zwar schon plausible Erklärungsmodelle vorgelegt; weil sich die Wissenschaftsgemeinde in diesem Punkt aber noch nicht ganz einig ist, gehen staatliche Strahlenschützer weiter davon aus, ein solcher Mechanismus sei nicht bekannt.

So werden zuverlässig bestätigte Effekte und sogar Schäden nur deshalb als „nicht nachgewiesen“ ignoriert, weil man nicht weiß, warum sie auftreten.

Laborflaschen mit Reagenzflüssigkeit


Diskussion von Fakten
Die Behauptung angeblicher Harmlosigkeit der Hochfrequenzstrahlung wird häufig mit Kurzzeitstudien begründet.

So wird die Existenz von Elektrohypersensibilität in Frage gestellt, weil Betroffene kurzzeitige Befeldungen nicht mit Sicherheit erkennen konnten.

Dabei dauert es oft längere Zeit, bis Betroffene die Wirkung wahrnehmen.


Als Argument gegen ein erhöhtes Gehirntumorrisiko wird genannt, dass Studien, die einen Zeitraum bis zu 10 Jahren betrachteten, kein erhöhtes Tumorrisiko fanden.

Dabei weiß die Wissenschaft, dass Tumore mindestens 10 Jahre zur Entstehung brauchen, die mittlere Latenzzeit sogar 30 Jahre beträgt.

Umso besorgniserregender ist es, dass die meisten Untersuchungen, die einen längeren Zeitraum betrachten, auf ein deutlich erhöhtes Risiko hinweisen.

symbolisierte Röntgenaufnahme eines Gehirns


Als Argument der Entwarnung werden oft die Ergebnisse des sogenannten „Deutschen Mobilfunk-Forschungsprogramms“ (DMF) angeführt.

Dieses 2008 abgeschlossene Programm wurde zur Hälfte von den Mobilfunkbetreibern finanziert.

Eine Bewertung der wissenschaftlichen Glaubwürdigkeit dieses Programms nimmt die Broschüre „Wie empfindlich reagieren die Gene auf Mobilfunkstrahlung?“ (PDF, 1,1 MB) der Wissenschaftlervereinigung Kompetenzinitiative e.V. vor.

Broschüre: Wie empfindlich reagieren die Gene auf Mobilfunkstrahlung?


Kinder auf dem Spielplatz
Gerade die Fragestellungen, die möglicherweise Gefahren aufgezeigt hätten, nämlich die Frage der Langzeitwirkungen und die Frage des Einflusses auf Kinder, wurden aus dem DMF ausgeklammert.

Die Zusammenfassung der Ergebnisse des DMF (PDF, 18,5 KB) gibt zu, dass hierzu „keine zufrieden stellenden Antworten“ gegeben werden konnten.

In der Medienberichterstattung wurden die Ergebnisse aber pauschal als Grund zur Entwarnung dargestellt, ohne auf diese Lücken einzugehen.


Zitate

„Bei Studien, die ausschließlich von der Industrie finanziert wurden, war die Wahrscheinlichkeit am geringsten, dass sie von statistisch signifikanten Ergebnissen berichteten.“
(aus dem Abstract einer Studie von Huss A et al., veröffentlicht in Environmental Health Perspectives 2007 Jan;115(1):1-4)

„Man ist auf Forschungsgelder angewiesen – und die Auftraggeber sagen Ihnen, was Sie zu untersuchen haben. (…) Die ganz seriöse unabhängige wissenschaftliche Forschung gibt es gar nicht mehr und scheint auch recht häufig nicht erwünscht zu sein.“
Dr. Lebrecht von Klitzing 2003 in einem Interview mit der Zeitschrift „ÖkologiePolitik“ (PDF,  26 KB)

Geld


Feldmaus
„Keine Firma der Welt entwickelt ein Arzneimittel, das bei Versuchstieren Krebs auslöst, und sagt dann, wie das Bundesamt für Strahlenschutz, die Handyfirmen und die Mobilfunkindustrie, das werde beim Menschen schon nicht auftreten.“

Prof. Dr. Wolfgang Löscher, Tierärztliche Hochschule Hannover, zur Repacholi-Studie in der ‚Süddeutschen Zeitung‘ (Mai 1997)


„Ich halte den Zusammenhang zwischen Handystrahlung und Krebs nach Auswertung einer Vielzahl von Studien für bestätigt.“
Dr. Mae-Wan Ho, Biochemikerin und Genetikerin, Institute of Science London, nach Sichtung der vorliegenden Studienergebnisse des Jahres 2002

„Die Beweislage ist überwältigend, dass elektromagnetische Strahlen gentoxisch sind (…) und Krebs erzeugen.“
Prof. Neil Cherry, Lincoln University Neuseeland, vor dem Europa-Parlament (2000)

„FDA wusste schon 1993: Mikrowellen fördern Krebs.“
Dr. Mays Swicord und Dr. Larry Cress von der FDA (Food and Drug Administration) der USA im Fachmagazin „Microwave-News“, Januar/Februar 2003
Die FDA spielte der Öffentlichkeit gegenüber die Untersuchungsergebnisse herunter.

Krebszelle


Kathedralbibliothek von Kalocsa

© Katharina Wieland Müller / pixelio.de

„Elektromagnetische Felder können als Disstressor bewertet werden, dessen pathogene Wirkung erst nach Jahren sichtbar wird.“
Prof. Dr. Karl Hecht nach Auswertung von 1.500 russischen Forschungsergebnissen im Auftrag des Bundesinstituts für Telekommunikation (Juli 2001)

„Die Glaubensstärke an die Wissenschaft übertrifft leicht die an eine religiöse Sekte.“
Thorwald Dethlefsen, Münchner Psychologe, in dem Buch ‚Ausgewählte Texte‘ (1980)

„Die Wissenschaft ist ein mächtiges Werkzeug. Wie es gebraucht wird, ob zum Heile oder zum Fluche, hängt vom Menschen ab, nicht vom Werkzeug.“
Albert Einstein


Dokumente

Logo BioInitiative 2012BioInitiative Report 2012 – Deutsche Zusammenfassung: Webseite mit PDFBestellmöglichkeit

Unabhängige Forscher stellen nach Durchsicht von mehreren tausend Studien den Stand des Wissens in Kurzform dar.

Titel Schwerwiegende Argumente für die Ablehung des Baus eines MobilfunkmastesSchwerwiegende Argumente für die Ablehnung des Baus eines Mobilfunkmastes (PDF, 660 KB) – mit vielen Angaben zum Stand der Forschung

Titel Diagnose-Funk StudienReport 2012/2013Diagnose-Funk StudienReport 2012/2013: Webseite mit PDFBestellmöglichkeit

Stellt wichtige Studien in kurzer Zusammenfassung dar.

Titel Diagnose-Funk Studienrecherche 2015-1Diagnose-Funk-Studienrecherchen: Neue Erkenntnisse aus der Wissenschaft (Webseite mit PDFs)

Titel Broschüre Langzeitrisiken des Mobil- und KommunikationsfunksBroschürenreihe der „Kompetenzinitiative zum Schutz von Mensch, Umwelt und Demokratie e.V.“:
kompetenzinitiative.com (Webseite mit kostenlosen PDFs) – Bestellmöglichkeit
Themenbezogene Broschüren zum Stand des Wissens und zum Verhältnis von Forschung und Politik
Möglicherweise krebserregend – Handystrahlung, das unterschätzte Risiko: Sehr lesenswerter Bericht auch zur Forschungsdiskussion von Torsten Engelbrecht (PDF, 284 KB)

Prof. Dr. Michael Kundi (Medizinische Universität Wien): Auswirkungen des Mobilfunks auf die Gesundheit – epidemiologische Befunde (PDF, 1,8 MB) – siehe auch Webseite

Handystrahlung: Das Risiko ist nicht versicherbar (ZEIT online 17.11.2008)